Motivation - oder die Macht der Entscheidung


Weißt du, wie dein Hund sich entscheiden würde, wenn er die Wahl hätte? Die Wahl, welcher Aktivität er gerade nachgehen möchte, was er fressen oder wen er wann treffen möchte? Was darf dein Hund eigentlich entscheiden? Oder entscheidest nicht du in der Regel für deinen Hund? Und wenn du das tust, entscheidest du dann tatsächlich in seinem Sinne? 

Diese Gedanken ermöglichen dir nicht nur spannende, kleine Experimente für deinen Alltag, sondern können langfristig auch zu einer gesteigerten Motivation führen. Oder nenne es Bindung oder Gehorsam, wie auch immer du möchtest, aber je besser du im Sinne deines Hundes Entscheidungen treffen kannst, desto mehr wird er sich an dir orientieren, desto mehr "Sinn" machen deine Entscheidungen für deinen Hund - und desto besser geht es ihm (bei/mit dir) :)

Daher gab es heute Morgen bei uns eine kleine Übung: ich lege einen Kauknochen und einen Tennisball aus - und schaue, welcher Hund sich für was entscheidet. In meinem Kopf habe ich schon eine Idee, aber ich versuche dieses Experiment ganz unvoreingenommen aufzubauen. 

Ich lege beide Dinge auf die Wiese und lasse zunächst den Streifling aus dem Auto, er darf sich beides anschauen und entscheidet sich dann, was er haben möchte:

Glücklich auf seinem Tennisball knatschend legt er sich an den Rand des Hundeplatzes und ist glücklich.

Was sagt mir das? Für ein Training wähle ich bevorzugt eine Spielzeug-Belohnung aus, zumindest wenn ich besonders hochwertig belohnen möchte und der gewünschte Trainingsaufbau dies zulässt. Für Fußarbeit und Platz auf Distanz (was wir im Anschluss geübt haben) lässt sich dies prima einsetzen!

Ob er sich immer so entscheiden würde, weiß ich dadurch natürlich noch nicht, aber ich weiß schon einmal ein bisschen mehr über meinen Hund, seine Motivation und Bedürfnisse. 

Auch wenn du mit deinem Hund einen Tausch trainieren möchtest, solltest du wissen, was für deinen Hund wichtig ist. Würde ich in diesem Setting nun versuchen, den Ball gegen einen Kauknochen zu tauschen, könnte es sein, dass mich das Ergebnis frustriert - denn für meinen Hund ist der Ball gerade hochwertiger als der Kauknochen. Somit wäre es aus seiner Sicht ein schlechter Tausch und ergo ergäbe sich damit kein gutes Trainingsergebnis. Ebenfalls im Begegnungstraining oder Anti-Giftköder- oder Rückruf-Training - ach eigentlich in jeglichem Training und natürlich auch in Alltagssituationen - gilt; je mehr ich weiß, desto weniger Frust entsteht im Alltag und desto harmonischer wird das Zusammenleben und die Beziehung zu meinem Hund.

Nun darf ich aber natürlich nicht die Omi vergessen! Layla ist auch als Malinois-Mix mit ihren 14+ mittlerweile sehr gemütlich. Für sie habe ich das gleiche Experiment aufgebaut und lasse sie nun eine Entscheidung treffen. Früher wäre es sicher spannender gewesen, denn mit noch mehr Energie und Spiellaune hätte die Wahl durchaus auf den Ball fallen können - heute war klar: was Nettes zum Kauen fand sie super!

So hat dieses kleine Experiment auch für das Zusammenleben meiner beiden Hunde einen schönen Effekt, denn ich konnte beide ohne Probleme zusammen auf dem Hundeplatz ihrer Beschäftigung nachgehen lassen, denn sie hatten nicht dasselbe Bedürfnis und somit keine Konflikt- oder Reibungspunkte. Ihre Motivation dem anderen seine Beschäftigung streitig zu machen war quasi gleich null. Natürlich bin ich trotzdem dabei geblieben (wo sollte ich auch hin) ;)

 

Was kannst du daraus nun als Quintessenz für dich ziehen? Lass deinen Hund doch öfter mal entscheiden: Schatten oder Sonne, Körbchen oder Sofa, welchen Kauknochen oder welches Spielzeug er gerade möchte, welchen Weg er gehen mag... 

Natürlich müssen wir im Alltag auch weiterhin einen Großteil der Entscheidungen für unseren Hund treffen, aber je mehr wir wissen, desto verantwortungsvoller können wir das tun. Und, dass unser Hund nicht einfach immer alles haben und machen kann, was er gerade möchte, versteht sich ja sowie so von selbst. Können wir ja auch nicht. Daher trainieren wir ja auch (auf nette Art) mit ihm, damit er stressfrei in unserer (Menschen-)Welt und unserem Umfeld und Alltag mit uns leben kann. Aber in eurer kleinen Welt, oder eben auch bei der Auswahl von Belohnungen für euer Training, da kannst du entscheiden, was dein Hund entscheiden kann :) Viel Spaß beim darüber Nachdenken und Ausprobieren!

 

PS: Wenn du manchmal im Training das Gefühl hast nicht weiterzukommen, überprüfe doch auch gerne mal, ob deine für deinen Hund gewählte "Belohnung" für ihn ich tatsächlich besser ist, als evtl. vorhandenen Ablenkungen?! Denn nur so kann er ja lernen wirklich gerne mit dir zusammen zu arbeiten :)